PKS 2020 zu Gewalttaten gegen Kinder und Jugendliche: UBSKM Rörig fordert die Einsetzung einer Enquête-Kommission

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Blaulicht

Am 26.05.2021 wurden die Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 2020 zu Gewalttaten gegen Kinder und Jugendliche gemeinsam vom Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) Johannes-Wilhelm Rörig und dem Präsidenten des Bundeskriminalamtes (BKA) Holger Münch in Berlin vorgestellt.

Laut PKS sind im Jahr 2020 152 Kinder gewaltsam zu Tode gekommen. 115 von ihnen waren zum Zeitpunkt des Todes jünger als sechs Jahre. In 134 Fällen erfolgte ein Tötungsversuch. Mit 4.918 Fällen von Misshandlungen Schutzbefohlener wurde eine Zunahme um 10 % im Vergleich zum Vorjahr registriert. Kindesmissbrauch ist um 6,8 % auf über 14.500 Fälle gestiegen. Stark angestiegen sind mit 53 % auf 18.761 Fälle die Zahlen bei Missbrauchsabbildungen, sogenannter Kinderpornografie. Auch die starke Zunahme bei der Verbreitung von Missbrauchsabbildungen durch Minderjährige war in 2020 besorgniserregend: Laut PKS hat sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die Missbrauchsabbildungen - insbesondere in Sozialen Medien - weiterverbreiteten, erwarben, besaßen oder herstellten, in Deutschland seit 2018 mehr als verfünffacht - von damals 1.373 auf 7.643 angezeigte Fälle im vergangenen Jahr.

Der UBSKM weist darauf hin, dass neben den PKS-Zahlen auch internationale Zahlen für 2020 auf eine Zunahme der sexuellen Ausbeutung von Kindern online hin deuten: Laut Europol ist im ersten Corona-Lockdown in Europa der Konsum von Missbrauchsabbildungen um rund 30 % gestiegen. Durch Lockdown, Homeschooling und weniger Freizeitaktivitäten seien die Kinder den Gefahren im Internet vermehrt ausgesetzt. Gleichzeitig seien auch mehr Täter durch den Lockdown im Netz aktiv. Das BKA hat für die Zunahme von Hinweisen auf den Besitz und die Verbreitung von Kinder- und Jugendpornografie verschiedene Erklärungen. Zum einen meldet das National Center for Missing and Exploited Children (NCME) vermehrt Fälle, bei denen der Tatort in Deutschland liegt. Außerdem ist der Polizei im Zuge der großen Missbrauchsverfahren in Lügde, Bergisch Gladbach und Münster die Identifizierung zahlreicher weiterer Tatverdächtiger im In- und Ausland gelungen.

UBSKM Rörig fordert daher, dass der nächste Bundestag eine Enquête-Kommission einsetzt. Dort sollten Datenschützer*innen, Kinderschützer*innen, Cyberkriminolog*innen und Ermittler*innen, Vertreter*innen der großen Online-Unternehmen und Gamingplattformen, zusammen eine Grundsatzstrategie zur Bekämpfung sexueller Gewalt im Netz erarbeiten.

Zur PKS 2020 https://www.bka.de/DE/AktuelleInformationen/StatistikenLagebilder/PolizeilicheKriminalstatis-tik/PKS2020/PKSTabellen/LandFalltabellen/landFalltabellen.html?nn=145488
Quelle: UBSKM vom 26.05.2021

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