Einrichtungen suchen Öffentlichkeit

ForE 5-2001

Es gibt für eine Einrichtung der Jugendhilfe viele gute Gründe, Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. Sie gehört für die meisten Träger auch zum alltäglichen Geschäft. Zumeist wird Öffentlichkeitsarbeit jedoch nebenbei gemacht, wird bestimmt durch ad-hoc-Aktionen („wir müssten jetzt mal ...“) und persönliche Neigungen. So gibt es in manchen Einrichtungen Naturtalente in Sachen „Public Relations“, die es ständig „irgendwie“ schaffen, mit Themen und Projekten in der lokalen Medienlandschaft zu landen. Wo es solche geborenen ÖffentlichkeitsarbeiterInnen nicht gibt, läuft in Sachen PR wenig. Nur wenige Einrichtungen oder Dienste der Erziehungshilfen betreiben systematisch Öffentlichkeitsarbeit, haben also ein Konzept für ihre „öffentliche Beziehungsarbeit“ (= public relations) ausgearbeitet, dass dann auch mehr umfasst als das „Verkaufen“ neuer Angebote an die örtliche Presse oder das Verschicken von Einrichtungsprospekten an belegende Jugendämter.

Zum Beispiel: Wer, wenn nicht wir könnte und sollte über soziales Elend von Kindern und Missstände in unseren Gemeinwesen berichten? Wir wären fast verpflichtet dazu, der Gesellschaft an dieser Stelle den Spiegel vorzuhalten.

Zum Beispiel: Warum machen wir unsere Dienste, gerade wenn sie sozialräumlich orientiert sind, den potenziellen KlientInnen gegenüber nicht mehr bekannt? Dies wäre schon deswegen sinnvoll, weil die KlientInnen dann über die Informationen und Kenntnisse verfügen würden, die eine wirkliche Mitwirkung an der Hilfeplanung voraussetzen.

Einrichtungen müssen sich neben einem PR-Konzept auch ein reflexives Wissen über die Mechanismen der Medienwelt erarbeiten. Hierzu gehört das Nachdenken über mediale Aufmerksamkeitsraster und den Wert der eigenen „news“ wie über das Image der eigenen Arbeit, das in der Jugendhilfe irgendwo zwischen Null-Bekanntheit, Opferperspektive (Heimkinder sind immer „arme Heimkinder“) und negativer Stigmatisierung („er verbrachte die Kindheit im Heim“) changiert. Mit diesen und weiteren grundlegenden Fragen von public relations beschäftigt sich der Beitrag von Ute Straub. Sie erläutert anhand der Schlüsselbegriffe Image, Corporate Identity und Teilöffentlichkeiten/Zielgruppen wesentliche Schnittstellen zwischen Jugendhilfe und Öffentlichkeit, um von hier aus Eckpunkte einer adäquaten Öffentlichkeitsarbeit zu benennen.

Ansonsten haben wir versucht, in diesem „Forum Erziehungshilfen“ für Sie eine Art Werkstattheft zur Öffentlichkeitsarbeit zusammenzustellen. So wird man in Rainer Langes Beitrag in praxisverwertbarer Weise über das kleine Einmaleins der Pressearbeit informiert. Rolf Negele gibt nützlich Hinweise, was Einrichtungen für ihren Internetauftritt bedenken sollten. Da die Pflege der Beziehungsarbeit mit der Öffentlichkeit immer wieder neuer Ideen und attraktiver Projekte bedarf, sind drei Beiträge diesem Thema gewidmet: Chantal Munsch zeigt am Beispiel eines Stadtteilprojektes der Diakonie Riesa/Sachsen, wie durch die Ausgabe von Aktien BewohnerInnen und Organisationen zunächst symbolisch, dann aber auch praktisch an diesen Projekten beteiligt wurden. Siegfried Hoch berichtet über die Gründung einer Stiftung, die mit Hilfe von Prominenten und pfiffigen Sponsoringaktivitäten erfolgreich für eine präventive Jugendhilfe wirbt.

Jörn Schlunds Skizzen schließlich sollen Mut zur Realisierung von spektakulären kulturellen Aktionen machen.

Wolfgang Trede

 

 

Aus dem Inhalt

Mechthild Wolff, Chantal Munsch:
Friedenserziehung ist immer zeitgemäß!

Ute Straub:
Image und Öffentlichkeitsarbeit der Jugendhilfe: Beziehungsarbeit mit der Öffentlichkeit

Siegfried Hoch:
... klopfet an, so wird euch aufgetan ... Die Jugendhilfe - ein Almosenempfänger?

Chantal Munsch:
Ein sozialpädagogisches Projekt wirbt Aktionäre

Rolf Negele:
Sie wollen ins Internet?

Rainer Lange:
Wie sag ich`s der Presse?

Jörn Schlund:
Offen nach außen. Aktionen – von innen nach außen

Regina Weißenstein:
Der „Tages-Schmetterling“ und die Mitternachtssonne oder: Acht Wochen Praktikum im finnischen Tampere

Joachim Merchel:
Rahmenvereinbarung zur Qualitätsentwicklungsvereinbarung. Ein Beispiel, wie man es nicht machen sollte

Jutta Wallmeyer, Erika Dreistein:
Kooperation und Koordination zwischen Kinder- und Jugendpsychiatrie, Pädiatrie und Jugendhilfe - das Dortmunder „KuK-Projekt”

Schlagwörter
Erscheinungsjahr
2001
Ausgabe
5
Sammelband
Nein
Ausgabe Jahr
2001