Pflegekinderwesen/ Pflegekinderhilfe

Sie können diese Ausgabe im Online-Shop unseres Partners beziehen.

Zum Online-Shop
ForE 4-2011

Die Pflegekinderhilfe und ihre Verfasstheit waren lange Jahre in der bundesdeutschen Diskussion um die Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe nicht unbedingt im Zentrum der Aufmerksamkeit. Unter dem Eindruck einer Konzentration von Mitteln und Initiativen auf den Bereich der Kinder und den zunehmenden Bezug auf die Familie und familienorientierte Hilfen rückt die Pflegekinderhilfe wieder in den Blick. Die erhöhte Aufmerksamkeit im Bereich der Kindeswohlgefährdung und entsprechende rechtliche Unterlegungen (z.B. § 8a SGB VIII), der Ausbau der ambulanten Hilfen, der gleichzeitig zunehmend mit einer geringen Hilfeintensität verbunden wird (wenige Fachleistungsstunden, enge zeitliche Befristung), scheint für viele Familien und Heranwachsende nicht ausreichend zu sein. Und nicht zuletzt die Situation der angespannten Haushalte in vielen Kommunen führen zu einer stärkeren Beachtung der Pflegekinderhilfe.

Gesetzesinitiativen im Bundeskinderschutzgesetz wollen Veränderungen im § 86,6 oder beim 37 SGB VIII vornehmen, die Jugend- und Familienministerkonferenz verschrieb sich noch im Mai diesen Jahres einer notwendigen Reform, qualitative ForscherInnen der Kinder- und Jugendhilfe widmen sich in den letzten Jahren verstärkt den Pflegekindern und ihren Familien, das BMFSFJ beauftragte das DJI und das DIJuF die gewandelte Praxis der Pflegekinderdienste breit zu erforschen und vieles mehr. In dem gerade vorgelegten Handbuch zur Pflegekinderhilfe in Deutschland, das die Ergebnisse des angesprochenen Projektes bündelt, heißt es aber gleich zu Beginn: „Die Jugendhilfe reagierte auf das sich verändernde Anforderungsprofil an Pflegefamilien und die fachliche Begleitung aller Beteiligten am erweiterten Familiensystem, den Kindern, Jugendlichen, Eltern und Pflegepersonen bislang recht uneinheitlich“ (Handbuch Pflegekinderhilfe in Deutschland 2011, S. 15) .

Diese völlig unterschiedlichen Reaktion, ihre Uneinheitlichkeit und einzelne, doch erkennbare, hervorzuhebende neue Entwicklungen und Erkenntnisse sind Thema des vorliegenden ForE Heftes. Die Redaktion bat zunächst mit der offenen Frage „Was tut sich in der Pflegekinderhilfe?“ zwei ausgewiesene Fachkollegen, nämlich Klaus Wolf aus der sozialpädagogischen Sicht und Thomas Meysen aus der rechtlichen Perspektive, um kurze verstreute Anmerkungen zur aktuellen Reformlage.

Bruno Hildenbrand beschäftigt sich in einem zweiten grundsätzlichen Beitrag mit der Frage der Professionalisierung im Pflegekinderbereich, die eine Antwort auf die notwendige Qualitätsentwicklung in vielen Kommunen darstellt. Der Autor schlägt eine klare Trennung zwischen Alltagskompetenz und Professionellenkompetenz im Pflegekinderfeld vor.

Jürgen Blandow greift das Thema insofern noch mal auf, da er bei der Frage der Übertragung von Aufgaben von öffentlichen und freien Trägern deutlich zeigen kann, dass freie Träger insbesondere bei den ´Sonderformen´ der Pflegekinderhilfe verstärkt beteiligt werden.

Dirk Schäfer und Judith Perlings setzen sich mit den Möglichkeiten und Grenzen sowie Formen zur Entwicklung von verbindlichen Qualitätsstandards in der Pflegekinderhilfe auseinander. Sie zeigen wie auf der Grundlage von Selbstäußerungen von Pflegekindern und durch das diskursive Aufbereiten solcher Aussagen mit Fachkräften ein Potenzial entstehen kann, eine breite Akzeptanz bei den verantwortlichen Fachkräften zu finden.

Alexandra Szylowicki nimmt sich eines anderen Schlüsselthemas in der Reformdiskussion um die Pflegekinderhilfe an, nämlich der Begleitung von Herkunftsfamilien parallel zur Unterbringung des Kindes in Bereitschaftspflegefamilien. Sie berichtet über Rückführungen aus Pflegeverhältnissen und was dabei in der Praxis im Wege steht.

Schließlich fasst das Heft noch ein anderes „heißes Thema“ im Bereich der Pflegekinder-hilfe an, was auch in der Debatte um die sog. „Große Lösung“ eine Rolle spielt. Vor dem Hintergrund, dass der Gesetzgeber für geistig-, körperlich- und mehrfachbehinderte Kinder erst kürzlich den Weg in die Pflegefamilie freigemacht hat, schildert Frauke Zottmann-Neumeister die Anfänge und die Arbeitsweise einer Vermittlungsstelle für chronisch kranke und behinderte Kinder in einer Sonderpädagogischen Pflegestelle.

Josef Koch

 

 

Aus dem Inhalt

Klaus Wolf, Thomas Meysen:
Was tut sich im Pflegekinderwesen und in der Pflegekinderhilfe? Verstreute Anmerkungen zu Entwicklungen, Trends und offene Fragen

Bruno Hildenbrand:
Professionalisierung des Umfelds, nicht der Pflegefamilie

Dirk Schäfer, Judith Perlings:
Freie (und private) Träger der Jugendhilfe im Pflegekinderbereich

Jürgen Blandow:
Zur Entwicklung von Qualitätsstandards für die Pflegekinderhilfe

Alexandra Szylowicki:
Rückführungen aus Pflegeverhältnissen und was dabei in der Praxis im Wege steht

Frauke Zottmann-Neumeister:
Pflegekinder mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen in Pflegefamilien – Einblicke in einen begleitenden Fachdienst

Friedhelm Peters:
Zum SozialarbeiterInnenstreik in Israel

Dorothee Schaffner, Angela Rein:
Ehemalige AdressatInnen der Heimerziehung auf dem Weg in die Selbständigkeit - Anregungen aus der subjektorientierten Übergangsforschung

Klaus Fischer, Eckhart Knab, Klaus Esser:
Ehemalige Heimkinder blicken auf ihre Zeit im Heim zurück

Neue gesetzliche Regelungen: Vormundschafts- und Betreuungsrecht, Bundesfreiwilligen-dienst, Bundesweites Frauenhilfetelefon, Regelung der Arbeitsmarktreformen.

Forum Erziehungshilfen erhalten Mitglieder kostenfrei!

Erscheinungsjahr
2011
Ausgabe
4
Sammelband
Nein
Ausgabe Jahr
2011