Perspektiven der Erziehungsstellen-Arbeit. Beiträge zur 1. Bundestagung Erziehungsstellen in Kassel 1997
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Erstmals kamen in Kassel Fachkräfte, die im Bereich Vermittlung und Beratung von Erziehungsstellen arbeiten, Erziehungsstellen-Eltern/Mitarbeiter, sowie Kinder und Jugendliebe, die in Erziehungsstellen leben und Kollegen aus Jugend- und Landesjugendämtern aus dem gesamten Bundesgebiet zusammen. Diese 1. Bundestagung stand unter dem Motto: ,,Die Vorteile von Familienerziehung im professionellen Rahmen nutzen." Dabei können Erziehungsstellen auf eine immerhin 25-jährige Tradition zurückblicken, sind also durchaus kein neues Hilfeangebot. Historisch gesehen liegen die Wurzeln von Erziehungsstellen in der Tradition der Heimerziehung und der Familienpflege. Blickt man auf die Anfänge der Erziehungsstellengründungen zurück, sehen wir ganz unterschiedliche Ausformungen, geprägt durch örtliche Gegebenheiten sowie durch Personen, die diese Hilfeform konzipiert und vorangetrieben haben. Bis Mitte der 80-iger Jahre waren Erziehungsstellen einzelne übers Bundesgebiet verstreute Modellprojekte und nur einem kleinen Fachkreis bekannt, so gewannen sie, vor allem seit Anfang der 90-iger Jahre, immer mehr an Gewicht. Inzwischen sind Erziehungsstellen fest etabliert und aus der Jugendhilfelandschaft nicht mehr wegzudenken.
Ein erstes bundesweites Treffen von Erziehungsstellen-Beraterinnen fand auf Initiative der IGfH 1990 in Wedemark statt. Drei Jahre später wurde aus diesem Kreis die Fachgruppe Erziehungsstellen bei der IGfH gegründet. Regelmäßige Treffen dienen dem Austausch, der gegenseitigen Unterstützung sowie der Fortentwicklung bestehender Konzepte und der Festschreibung von Mindeststandards. Eine wichtige Aufgabe sieht die Fachgruppe darin, den Aufbau von Erziehungsstellen, insbesondere in den neuen Bundesländern, beratend zu begleiten.
Die Fachgruppe, in der Kolleginnen aus dem gesamten Bundesgebiet zusammenarbeiten, versteht sich auch als Lobby für diese Form der Hilfen zur Erziehung, die als familiäres aber professionell gestütztes Arrangement in Deutschland noch zu wenig genutzt wird. Ihr systematischer Platz zwischen Heimerziehung und Pflegekinderwesen hat zudem eine Reihe organisatorischer und rechtlicher Zuordnungs- und Gestaltungsprobleme zur Folge. Hier versucht die Fachgruppe, gestützt auf ihre praktischen Erfahrungen, jugendhilfepolitisch Einfluß zu nehmen, damit die für viele junge Menschen sinnvolle Hilfe' geeignete Rahmenbedingungen erhält.
Konsequenterweise entwickelte sich aus der bisherigen Zusammenarbeit und den gesetzten Zielen die Idee, eine Bundestagung Erziehungsteilen zu veranstalten. Als Anliegen formulierte die Fachgruppe, alle Betroffenen zu Wort kommen zulassen, eine möglichst große Öffentlichkeit anzusprechen und eine breite Anerkennung dieser professionellen Familienerziehung zu erreichen. Die inhaltliche Ausgestaltung der Workshops und Arbeitsgruppen schuf den Rahmen, für den Austausch auf verschiedenen Interessensebenen, um Bekanntes mit Unbekanntem zu verknüpfen, Erfahrungen mitzuteilen, Betroffene anzuhören und zu befragen, sich Anregungen zu holen, neue Impulse zu setzen und mitzunehmen. Das Gelingen der Tagung hing nicht zuletzt damit zusammen, daß in allen Beiträgen die Nähe zur Praxis, die eigene Betroffenheit und das persönliche Engagement derer, die in diesem Bereich arbeiten deutlich wurden.
Überrascht waren die Veranstalter, statt der erwarteten 200 über 300 Teilnehmer begrüßen zu können und auch erfreut über die Resonanz, die die 1. Bundestagung Erziehungsstellen in der Fachöffentlichkeit ausgelöst hat. Unser herzlicher Dank geht an alle, die diese Tagung ermöglicht haben. Neben den Referentinnen der Fachbeiträge und Workshops, danken wir insbesondere den Jugendlichen, den leiblichen Eltern sowie den Erziehungsstellen-Eltern für ihren Mut ihre persönliche Situation in diesem Rahmen zu schildern. Besondere Anerkennung verdient Jördis Dornette, die für die Vorbereitung und Durchführung der Organisation vor Ort verantwortlich war und somit maßgeblich zum Gelingen der Tagung beigetragen hat. Im Tagungsbüro waren Lisa Stolle und Helmut Hoffmann unermüdlich im Einsatz und schließlich gilt dem L WV und seinen Mitarbeiterinnen unsere Anerkennung für seine große Kooperationsbereitschaft und für die hervorragende Organisation vor Ort.
Nicht zuletzt das Erleben und der Erfolg dieser Tagung bestärkt uns darin, daß auch künftig die „Perspektiven der Erziehungsstellen-Arbeit'' gesichert sind und gleichzeitig sich noch viel Raum für kreative Weiterentwicklung bietet.