Selbstvertretungen in der Heimerziehung stärken!
Selbstorganisation in der Kinder- und Jugendhilfe
Folgt die Fachentwicklung einer rechtebasierten Perspektive, dann hat dies auch Konsequenzen für die Organisationsentwicklung der „Heimerziehung“ und ihrer Verfahren sowie Begleitung der Angebote durch die Adressat*innen. Ein wichtiger Baustein für diese Entwicklung ist die zunehmende Anerkennung, Positionierung und strukturelle Unterstützung von Selbstvertretungen junger Menschen, die mit und in der „Heimerziehung“ aufgewachsen sind. Die Selbstvertretung ist ein zentraler Beitrag zur Verwirklichung der Grundrechte junger Menschen und zur Gestaltung demokratischer Verfahren – nicht nur im Hinblick auf Generationengerechtigkeit (vgl. BMFSFJ 2019). Selbstvertretungen sind bisher mehr in der Behindertenhilfe – z. B. von Eltern – oder im Kontext der Pflege- und Adoptiveltern stark verankert und hier bereits in Selbstvertretungsverbänden organisiert. Wie im Kapitel zur Teilhabe von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen ausgeführt, kann die Kinder- und Jugendhilfe viel von diesen Selbstvertretungsformen lernen.
Beteiligung setzt die Organisation und Stärkung von Selbstvertretungen voraus. Es ist das Recht der jungen Menschen, dass sie entsprechend ihrem Entwicklungsstand an allen sie betreffenden Entscheidungen beteiligt werden (§ 8 Abs. 1 SGB VIII). Beteiligung ist ein rechtlicher und fachlicher Standard für die Kinder- und Jugendhilfe. Sie setzt aber voraus, dass junge Menschen und Eltern ihre Positionen in Selbstvertretungen und Beteiligungsprozessen formieren und stärken können. Die Kinder- und Jugendhilfe hat eine lange Tradition, z. B. über die Jugendverbandsarbeit oder kulturelle und politische Bildung, Kinder und Jugendliche in ihrer Interessensbildung und der Selbstvertretung zu stärken. Aber auch in der „Heimerziehung“ gibt es aktuelle und historische Beispiele, wie durch den Aufbau von Selbstvertretungsformen eine „Kultur der Beteiligung“ (Krause 2019) in Einrichtungen entstehen kann.
Auszug aus dem Abschlusspapier