Gesellschaftliche Anerkennung der Heimerziehung einfordern!

Image
Gesellschaftliche Anerkennung der Heimerziehung begründen und einfordern

Stigmatisierung entgegenwirken: Teilhabe fördern und „Heimerziehung“ öffentlich aufwerten

 

Um den jungen Menschen und ihren Eltern eine diskriminierungsfreie soziale Teilhabe zu ermöglichen, bedarf die „Heimerziehung“ der Anerkennung in der Gesellschaft. Die „Heimerziehung“ wird nur dann angenommen und kann nur dann ihre Aufgabe verwirklichen, wenn freie und öffentliche Träger zusammen nicht nur um ihre Akzeptanz und Anerkennung werben, sondern diese durch eine qualitätsorientierte sozialstaatliche Infrastrukturpolitik unterstützt werden. Hierzu gehören u. a. die gezielte Förderung der jungen Menschen in ihrem schulischen Erfolg, der Teilhabe an kulturellen und politischen Bildungsprozessen und eine Fachkräfteinitiative. Die öffentliche Verantwortung liegt darin, die „Heimerziehung“ gesellschaftlich aufzuwerten und den Stigmatisierungen durch konkrete Förderung und Verwirklichung von diskriminierungsfreier selbstbestimmter Teilhabe entgegenzutreten. In der Beteiligungswerkstatt mit Careleaver*innen im Rahmen des Zukunftsforum Heimerziehung formulieren die jungen Menschen: „Viele von uns Careleavern stoßen an Grenzen bei der Suche nach Job und Wohnung, weil die Jugendhilfe eine stigmatisierende Wirkung haben kann.“ (Merkel et al. 2020: 31 f.) Und im Rahmen der Beteiligungswerkstatt mit Eltern und Fachkräften wird festgehalten: „Trotz einer schon lange geführten Debatte um die Normalisierung der Heimerziehung […], kommt die Herkunftsfamilienforschung zu dem Schluss, dass Lebensformen wie Heim und Pflegefamilie nach wie vor einen ausgrenzenden Charakter haben.“ (Knuth 2020: 26).

In der zusammenfassenden Auswertung von vier Beteiligungswerkstätten mit jungen Menschen, die in Heimeinrichtungen leben, mit Careleaver*innen, Eltern und Fachkräften wurde schließlich der Abbau von Stigmatisierungen durch die „Heimerziehung“ gefordert, durch einerseits die Förderung von Grundrechten und Teilhabe- und Beteiligungsmöglichkeiten und andererseits durch eine positive Medienpräsenz sowie Aufklärungs- und Informationsmöglichkeiten zum Thema „Leben in Wohngruppen“ (Möller 2021: 7). Im Fazit der Auswertung von den Beteiligungswerkstätten wurde deutlich, dass sich „die „Heimerziehung“ zu einem anerkannten und anerkennenden Ort des Aufwachsens im Rahmen öffentlicher Verantwortung weiterentwickeln muss. Die jungen Menschen, Eltern und Fachkräfte machen in den Werkstätten aus ihren jeweiligen spezifischen Zugängen heraus deutlich, dass die „Heimerziehung“ sich häufig stigmatisierend auswirkt und sie daher weniger Akzeptanz in der Gesellschaft sowie bei den Familien und jungen Menschen genießt.“ (Möller 2021: 19).

 

Auszug aus dem Abschlusspapier

 

Erklärfilm: Gesellschaftliche Anerkennung der »Heimerziehung« einfordern!

Materialien aus der Transfertagung | Zukunftsimpulse

  1. Heimerziehung hat in besonderer Weise ein Legitimationsproblem, weil sie ‚teuer‘ ist und viele Missstände aufgedeckt werden. Gerade deshalb gilt es die Erfolge von Heimerziehung wie gelungene Biografien, Leuchtturmprojekte und alltägliches Gruppenleben in Wohngemeinschaften hervorzuheben und in den Medien darzustellen.
  2. Entstigmatisierung der Heimerziehung ist erforderlich, weil sie in gleicher Weise nicht nur Kinder und Jugendliche entstigmatisiert, sondern auch deren Eltern und die Arbeitsplätze der Profis.
  3. Selbstgewählte lohnende Lebensorte für Kinder und Jugendliche als bedingungslose Unterbringung (housing first) können ein gelingendes Aufwachsen in öffentlicher Verantwortung für junge Menschen sicherstellen. (Kinder und Jugendliche können sich ihre Eltern nicht aussuchen; gerade deshalb sollten sie ihren 2. Lebensort selbst wählen dürfen).

 

Präsentation | Padlet 1 | Padlet 2 

Dies könnte Sie auch interessieren …