Fachkräfteentwicklung als fachpolitisches Handlungsfeld erkennen!

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Fachkräfte

„Heimerziehung“ als anerkannten Arbeitsplatz weiterentwickeln

 

Anfang 2017 engagieren sich rund 836.000 Beschäftigte (umgerechnet 654.736 Vollzeitäquivalente) in der Kinder- und Jugendhilfe in der Bundesrepublik Deutschland. Die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe ( AGJ  2018: 3 f.) hält fest: „Für die Mitte der 2020er Jahre kann man davon ausgehen, dass der Bedarf an Fachkräften in den Hilfen zur Erziehung bei den heute vorhandenen rund 102.500 Beschäftigten liegt. (…) Allerdings ist noch zu berücksichtigen, dass von heute bis Mitte der 2020er Jahre rund 16.000 Fachkräfte altersbedingt ausscheiden. Damit ist auch in diesem Feld eine Fachkraftlücke zu schließen.“ Die „Heimerziehung“ benötigt gut ausgebildete Fachkräfte, um den komplexen Herausforderungen dieses Handlungsfeldes gerecht werden zu können.

Die Zukunft der „Heimerziehung“ hängt von der Qualität der Organisations- und Angebotsstrukturen ab, ist aber ohne die Beachtung der Arbeits- und Ausbildungssituation von Mitarbeiter*innen in der „Heimerziehung“ nicht zu erreichen: Ihre Arbeitsbedingungen, ihre Ressourcen und beruflichen Rollenverständnisse sind mitentscheidend für die Frage, ob es „Heimerziehung“ gelingt, eine Praxis zu gestalten, die den Ansprüchen und Rechten der jungen Menschen und ihrer Familien gerecht wird. Allerdings kann und darf eine solche Zuständigkeit für Bedingungen guter Praxis nicht allein bei den jeweiligen freien Trägern liegen: Es braucht vielmehr eine staatliche und gesellschaftliche Verantwortung, die es sich zur Aufgabe macht, „Heimerziehung“ als anerkannten Arbeitsplatz weiterzuentwickeln. Die verbesserte Gestaltung von Arbeitsbedingungen, des Berufsbildes sowie der Ausbildung von Mitarbeiter*innen kann nur gesellschaftlich und durch staatliches Handeln entschieden werden – schließlich geht es um die Frage, wie die Rechte junger Menschen in öffentlicher Verantwortung verwirklicht werden. Zur Anregung sei an dieser Stelle auch darauf verwiesen, dass Fachkräfte, die an der Gestaltung ihrer Organisationen beteiligt sind, günstigere Ausgangsbedingungen zur Beteiligung von Adressat*innen vorfinden (vgl. Krause 2019).

Insgesamt ist zu beachten, „dass Personalentwicklung und Organisationsentwicklung zusammengehören. Personalentwicklung im Sinne der (Wieder-)Gewinnung, (Weiter-)Qualifizierung und Bindung von Fachkräften ist erfolgreich, wenn sie vorausschauend und nachhaltig gestaltet und nicht nur auf die individuelle Begleitung einzelner Mitarbeitenden ausgerichtet ist.“ (AGJ 2018: 21 f.). Um junge Menschen im Zuge ihrer Berufsorientierung für das Arbeitsfeld gewinnen zu können, muss die „Heimerziehung“ in ihrer Vielfalt und als potenzieller Anstellungsträger in unterschiedlichen Formen sichtbar werden sowie die Attraktivität und Perspektiven des Berufsfeldes herausstellen und auch in ihrer Personalentwicklung einlösen können. Um Fachkräfte im Feld der „Heimerziehung“ langfristig zu halten, braucht es neue Formen der Personalentwicklung, die der Aufgabe in der „Heimerziehung“ angepasst sind, aber z. B. auch mehr Flexibilität zwischen Arbeits- und Lebenszeit ermöglichen. Geeignet sind beispielsweise Arbeitszeitkonten, um für einen längeren Zeitraum Flexibilität in der Arbeitszeit zu ermöglichen. Dafür brauchen Träger aber wiederum eine gesicherte Finanzierung ihrer Angebote.

 

Auszug aus dem Abschlusspapier

 

Erklärfilm: Fachkräfteentwicklung als fachpolitisches Handlungsfeld erkennen!

Materialien aus der Transfertagung | Zukunftsimpulse

 

  1. Die im „Zukunftsforum Heimerziehung“ angestoßenen Bedarfe und Weiterentwicklungen beziehen sich nach Einschätzung des Diskussionsforums auf teilweise bekannte Problematiken des Arbeitsfeldes (z.B. Ressourcenmangel, Image, Kooperationsprobleme). Die Arbeitsgruppe regt an, diese Herausforderungen nicht durch die ‚alten Reflexe‘, sondern durch die Entwicklung neuer Dialogprozesse – etwa zwischen Forschung und Praxis oder zwischen verschiedenen Institutionen – voranzubringen. Für die eigentlich bekannten Problematiken brauche es also „neue Ideen“, um diese anzugehen und zu durchgreifenden Veränderungen beizutragen.
  2. Die fehlende gesellschaftliche Anerkennung sowie die fehlende Lobby für das Arbeitsfeld Heimerziehung werden auch vom Diskussionsforum als zentrales Problem erkannt. Die Gruppe regt an, die Problematik fehlender Anerkennung nicht allein nach „außen“, auf andere Institutionen oder gesellschaftliche Diskurse zu richten, sondern auch auf eine verstärkte Anerkennung innerhalb der Heimerziehung hinzuwirken: So müsse es darum gehen, dass auch die Träger ihre eigenen Strukturen und den Umgang mit Mitarbeiter*innen so verändern und optimieren, dass auch hier mehr Anerkennung erwachsen kann – für Fachkräfte sowie für junge Menschen.
  3. Nicht nur die berufliche (Erst-)Ausbildung benötigt nach Einschätzung des Diskussionsforums neue fachliche Impulse. Auch die Fort- und Weiterbildung innerhalb der Einrichtungen und Träger müsse so verbessert werden, dass mehr Fachkräfte für das Handlungsfeld gewonnen und vor allem gehalten werden können. Dabei hat das Diskussionsforum betont, dass sich solche fachlichen Weiterentwicklungen nicht allein auf spezielle Problemlagen oder Zielgruppen beziehen sollten, sondern vor allem auf Normalität kindlichen/jugendlichen Aufwachens, auf Sozialraumorientierung, auf Integration oder auf die Herausforderungen in Regelgruppen gerichtet sein sollten.

 

Präsentation

 

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