Schwierige Jugendliche

aus: Kritisches Glossar Hilfen zur Erziehung. Düring, Diana et al. (Hrsg.) (2014)
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Schwierige Jugendliche“ tauchen in der aktuellen Diskussion, die insgesamt primär charakterisiert werden kann als ein Diskurs der Sorge um die Kinder, eigentlich nur noch auf, wenn es (medial oder professionsinteressiert vermittelt) darum geht, besondere, „spezielle“ Maßnahmen zu begründen und zu ergreifen. In diesem Zusammenhang der Legitimierung von häufig „intensiv-pädagogischen“ Settings oder Zwangsmaßnahmen gewinnt der Begriff allerdings eine neue Konjunktur (vgl. exempl. Schwabe 2008; Müller/Schwabe 2009).

„Schwierige Jugendliche“ werden zumeist als „extreme Einzelfälle“ thematisiert, die wenig gemeinsam haben, bspw. bei Auffälligkeiten an öffentlichen Plätzen (vgl. BMFSFJ (Hg.) 2013: 44), in der Schule oder bei delinquenten Verhalten als Strafunmündige. Dabei werden die Lebensumstände der jungen Menschen, ihre Biografien, ihre Lebens- und Familiengeschichten sowie ihr Bewältigungshandeln nicht (mehr) thematisiert (vgl. Seithe 2010). Die festgestellten Schwierigkeiten werden individualisiert und das öffentliche Bemühen besteht in der (Wieder-)Herstellung von „Ordnung“, welche (Selbst-) Gefährdungen, aber vor allem Fremdgefährdungen, nachhaltig ausschließen soll. Häufig werden durch Politik und Medien Forderungen nach Sanktionen, nach mehr Sicherheitspersonal oder nach geschlossener Unterbringung der betroffenen Kinder und Jugendlichen formuliert (vgl. bspw. Bütow/Chassé/ Hirt 2008; Grummt/Schruth/Titus 2010).

Der Begriff „schwierige Jugendliche“ ist indes nicht nur ein unpräziser, schillernder Begriff, der vielfältige Konnotationen zulässt, sondern er ist hochgradig abhängig von gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Thematisierungen, die sich im Zeitverlauf verändern. Die Bilder von „schwierigen“ Jugendlichen knüpfen an Merkmale von Klasse, Ethnie, Schicht und Geschlecht an, die – in unterschiedlichen (nationalstaatlichen und klassen- sowie schichtspezifischen) Kontexten – verschieden variiert werden (können), was gleichermaßen für Jungen wie für Mädchen gilt. Waren es bspw. in den 1920er-Jahren in Deutschland häufig psychoanalytische Diskurse (vgl. Aichhorn 1987; Bernfeld 1974), in welchen das Unbewusste, das Triebleben Jugendlicher oder Momente der Übertragung z. T. in Verbindung mit ihrer Klassenlage im Fokus standen, wurden in den 50er-/60er-Jahren Jugendliche als „schwierig“ oder „verwahrlost“ attributiert, die sich der Mittelstandsgesellschaft fremd erscheinenden Jugendmilieus und -kulturen anschlossen und somit in Sub- oder Gegenkulturen abwichen oder aber durch Dritte als abweichend stigmatisiert wurden (vgl. bspw. Gehltomholt/Hering 2006; Wensierski 2006). In den 70er-Jahren hingegen wurden ausschließlich die gesellschaftlichen Umstände diskutiert, die Jugendliche in schwierige Lebenssituationen verorten. Ab Ende der 80er- bis in die 90er-Jahre hinein wurde unter dem gesellschaftlichen Paradigma der Individualisierung und der Risikogesellschaft (vgl. Beck 1986) der Blick auf den einzelnen, meist überforderten jungen Menschen und bisweilen auch auf seine Biografie sowie sein Bewältigungshandeln gerichtet (vgl. bspw. Heitmeyer u. a. 2011). Treten heutzutage Risiken auf, wird häufig auf die notwendige Selbstverantwortung und aktive Beteiligung der Betroffenen verwiesen. Dem gegenüber steht eine erstarkte psychiatrische Sichtweise von „Schwierigen“, vereint sie doch eine scheinbar sichere Erkenntnis mit der Möglichkeit, von gesellschaftlichen Verhältnissen zu abstrahieren und das Verhalten (Einzelner) in den Mittelpunkt der Betrachtung zu stellen (zur Kritik psychiatrischer Diagnostik s. Frances 2013). Dies kann auch als fachlicher Selbstschutz gedeutet werden, da von Politik und Gesellschaft nunmehr erwartet wird, dass Probleme trotz komplexer Fallkonstellationen mit den knappen Ressourcen des Hilfesystems in möglichst kurzer Zeit mit einer größtmöglichen Wirkung behoben werden sollen (vgl. bspw. Heite 2008).

Solche Entwicklungen sind möglich, weil die (fach-)politische Aufmerksamkeit den Fokus derzeit vor allem auf die Bedingungen des Aufwachsens für Kinder, also auf die Altersgruppe der 0 bis ca. 12-Jährigen, richtet. Dies verwundert vielleicht auch deshalb nicht, da Jugendliche in Deutschland – im Gegensatz zu früheren Jahrzehnten und bedingt durch den demographischen Wandel – zahlenmäßig viel weniger in Erscheinung treten. Auch organisiert, im Zusammenhang mit eigenen politischen Forderungen oder in Jugendkulturszenen, tritt „die Jugend“ nicht mehr häufig öffentlich auf. Falls es dennoch gelegentlich vorkommt, wie z. B. im Kampf um die Rote Flora in Hamburg oder in anderen Szenarien, in denen es um die Erkämpfung von Freiräumen geht, werden den jungen Menschen meist jegliche politischen Hintergründe abgesprochen (vgl. Helsper u. a. 2006) oder sie werden kriminalisiert.

So stellt sich also die Frage, ob es „schwierige Jugendliche“ überhaupt gibt oder vielleicht nur schwierige Situationen, in denen ganz unterschiedliche Mädchen und Jungen biographisch eigensinnig, aber emphatisch beschaut sinnvoll bzw. empirisch betrachtet sinnhaft, wenngleich u. U. normwidrig handeln? Oder sind es die Hilfeprozesse und die Institutionen, vor deren Regelwerk diejenigen, die am wenigsten in das je vorhandene Setting passen bzw. sich einpassen (lassen), als „schwierig“ erscheinen? Ein Blick auf die Praxis kann hier vielleicht klären:

Zwischen 2005 und 2011 haben sich die Fallzahlen der Inobhutnahme in Deutschland um knapp 12.800 auf knapp 38.500 Fälle erhöht. Dies entspricht einer Steigerung um + 49,8 % (vgl. Pothmann 2012: 10). Obwohl in der öffentlichen Wahrnehmung vor allem der Schutz von „kleinen Kindern“ durch die Jugendämter thematisiert wird und in dieser Altersgruppe auch ein Anstieg der Inobhutnahmen zu verzeichnen ist, zeigt sich, dass „die mit Abstand meisten Inobhutnahmen bei den 14- bis 17-Jährigen durchgeführt werden“ (ebd.). Vor diesem Hintergrund erscheint es logisch, dass auf einer anderen Ebene als der der Medien und Politik über die „Schwierigsten“ berichtet wird, nämlich aus der Praxis in regionalen Arbeitsstrukturen: Fachkräfte, welche direkt mit jungen Menschen arbeiten, erzählen häufig aus ihrem Arbeitsalltag und von den erlebten Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion mit konkreten Jugendlichen. Es zeigt sich als besondere fachliche Herausforderung, komplizierte Begegnungen mit diesen jungen Menschen – unter sozialpädagogischen Prämissen – gelingend zu gestalten, zu bewältigen und die Jugendlichen mit einem geeigneten Hilfeangebot zu erreichen. Häufig wird der Hilfeplan mit den darin formulierten Zielen angesprochen, die für diese Jugendlichen kaum/ schwer realisierbar sind. Es kann formuliert werden: Im sozialpädagogischen Alltag sind die „schwierigen Jugendlichen“ existent bzw. gilt es, schwierige Situationen im wechselseitigen Kontakt zwischen Jugendlichen und Fachkräften zu bewältigen, wobei aber offenbleibt, ob die Jugendlichen oder die Hilfesettings scheitern oder es gelingt, „Passungen“ herzustellen. Für die Fachkräfte gilt, dass sie gefordert sind, komplizierte soziale Interaktionen und Konflikte so zu gestalten, dass Hilfeprozesse fortgesetzt werden können (vgl. Rätz-Heinisch 2005) – ein nicht leichtes Unterfangen!

Für die Fachkräfte geht es darum, einen Verstehensrahmen für den sozialpädagogischen Alltag herzustellen, der trotz dominanter Debatten um Präventions- und Regulierungstechniken, um soziale Kontrolle und Abwehr von Gefahren auf der Makroebene, in der sozialpädagogischen Arbeit mit dem Einzelfall auf der Mikroebene erfolgreich stattfinden kann. Hier gilt es, Zugänge zu den Jugendlichen herzustellen. Hier kommt es darauf an, komplizierte Begegnungen, Krisensituationen, dramatische Konflikte so zu bewältigen, dass der Hilfeprozess durchgeführt bzw. fortgesetzt werden kann und es gelingt, wiederholt neue Anfänge zu gestalten (vgl. Hörster/Müller 1996). Der sozialpädagogische Alltag bspw. in den ambulanten Familienhilfen oder der stationären Erziehungshilfe stellt häufig eine komplexe Herausforderung an die Adressatinnen und Adressaten wie auch an das fachliche Handeln dar. Als besonders schwierig zeigen sich Situationen mit jungen Menschen, die Erwachsene als herausfordernd erleben, bspw. indem sie sich verbal oder körperlich provoziert fühlen, Situationen, in denen Jugendliche sich selbst gefährden, für Mitmenschen zur Gefahr werden oder sich vor der Umwelt verschließen, wie es dann – aus Sicht der Fachkräfte oder der Öffentlichkeit – heißt.

Zeigte sich das dominierende fachliche Verständnis in den ausgehenden 90er- Jahren und im beginnenden neuen Jahrhundert als den jungen Menschen zugewandt, verstehend, reflexiv und experimentierfreudig, sind nun mehr (möglicherweise auch ungewollte) Veränderungen in der Hilfepraxis zu beobachten. Die Fachkräfte mussten erleben, dass in den vergangenen Jahren die Ressourcenausstattung des Hilfesystems* angefragt bzw. reduziert wurde (Seithe 2010; ​ Heite 2008 u. a.). Sozialleistungsansprüche bspw. auf Hilfen zur Erziehung gemäß dem SGB VIII mussten aufwendig begründet werden und wurden auch häufig durch den Leistungsgewährer, trotz begründeten Rechtsanspruches, nicht bewilligt (vgl. die Publikationen des BRJ e.V.). Dem gegenüber stiegen parallel dazu die Erwartungen der Gesellschaft an das fachliche Handeln der Fachkräfte derart, dass an diesen hohen Ansprüchen fast alle Beteiligten nur scheitern können (vgl. bspw. im Kinderschutz Wolff u. a. 2013). Diese Entwicklung steht im Zusammenhang mit dem „aktivierenden Staat“ (vgl. Olk 2000), der seine Bürger beim Sozialleistungsbezug in die Verantwortung nimmt, ihre Probleme und Hinderungen vor allem selbst zu lösen. Zu einer besonderen Herausforderung wird es allerdings, wenn sich Betroffene, hier die „schwierigen Jugendlichen“, nicht durch Aktivierungsansätze erreichen lassen, Ziele deutlich verfehlt werden oder Hilfen abgebrochen werden müssen. In diesen Fällen steigt der Druck durch Vorgesetzte, Medien und andere Öffentlichkeit, Politik oder sogar der Justiz auf die sozialpädagogischen Fachkräfte, wenn die Schwierigkeiten solcher Fälle stets in zu wenig effektiven oder zu sanften Angeboten ausfindig gemacht werden. Krisenhafte Zustände, Situationen oder Ereignisse werden, ohne deren Entwicklungschancen zu sehen, auf ihre Gefahr hin reduziert und es gilt, diese deshalb frühzeitig zu vermeiden (vgl. bspw. Biesel 2011). In Schwierigkeiten zu sein, wird zunehmend als ein Beleg des „Versagt-Habens“ gesehen – aufseiten der Fachpersonen und der Jugendlichen gleichermaßen.

Es besteht die Gefahr, dass Fachkräfte diesen Druck perspektivisch in Form von Zwang zur Hilfe sowie verstärkter Kontrolle an die jungen Menschen weitergeben (darauf verweist auch der 14. Kinder- und Jugendbericht mit Blick auf fachliches Handeln im Kinderschutz, vgl. BMFSFJ (Hg.) 2013). Ohne an dieser Stelle auf die verschiedenen Positionen zur Anwendung von Zwang in sozialpädagogischen Erziehungsverhältnissen eingehen zu können, soll lediglich erwähnt und betont werden, dass es zu vermeiden gilt, dass erzieherische Hilfen zur Förderung der Entwicklung der jungen Menschen mit den fachlich errungenen Ansätzen der Beteiligung, der Verständigung, der Aushandlung und der Berücksichtigung von (internationalen) Kinderrechten aufgegeben werden. Studien zur gelingenden Hilfeprozessgestaltung mit Jugendlichen, welche das Hilfesystem vor besondere Herausforderungen stellten und bei denen die Gefahr des Abbruches und des Scheiterns von Hilfeprozessen bestand, zeigen, dass es vor allem darum geht, Kontakt zu den jungen Menschen zu halten (und auszuhalten). Dies über einen langen Zeitraum und auch dann, wenn Hilfeprozesse vermeintlich stagnieren. Die Jugendlichen benötigen eine minimale existenzielle Lebensgrundlage, einen längerfristigen geduldigen und vor allem verlässlichen Kontakt zu (mindestens) einer sozialpädagogischen Fachkraft, dessen Fortbestehen nicht an Bedingungen geknüpft wird, sowie einen sozialen Ort, der ein „genügend gutes“ Milieu darstellt (vgl. Rätz-Heinisch 2005).

 Allerdings fällt auf, dass, auch wenn der Begriff „schwieriger Jugendlicher“ im öffentlichen und fachlichen Diskurs gemieden wird, die diesem Begriff inhärente defizitäre Logik in anderen Bezeichnungen der Jugendhilfe unbemerkt wieder auftaucht: „Gefährdete Jugendliche“ müssen „repariert“, „vor Verführungen geschützt“ oder „sanktioniert“ werden. Dieses Verständnis eines primär passiven Subjekts hat zur Folge, dass die Relevanz von „Beteiligung“ oder „Fallverstehen“ nicht (mehr) in ihrer Konsequenz umgesetzt wird, obschon sie längst erkannt wurde und auf Konzeptebene sowie in fachlichen Handlungsansätzen wiederkehrend betont wird (vgl. bspw. Wolff/Hartig 2012). Auf fachlicher Ebene kommt hinzu, dass es zum Auftrag/Mandat der Sozialen Arbeit gehören mag, Jugendliche sowohl als schwierig zu betrachten (Ziel: weniger schwierig), als sich auch kritisch von dieser Stigmatisierung zu distanzieren (über die eigenständige Zielsetzungen der Profession, nicht über die jungen Menschen zu urteilen, sie zu verstehen und ihnen zu helfen, u. a. sich selbst zu helfen). Diese scheinbar widersprüchliche Situation zwischen Vereinfachungstendenzen und Fallarbeit bezeichnete Schütze (1996) als „Paradoxie“ professionellen Handelns mit (jungen) Menschen im sozialarbeiterischen Kontext. Diese kann nicht aufgelöst werden. Deshalb muss ein differenzierter Umgang gefunden werden.

Ganz unabhängig davon, wer den Diskurs um „schwierige Jugendliche“ bestimmt, sei explizit darauf verwiesen, dass eben diese Konstruktionen in der sozialpädagogischen Alltagspraxis der Kinder- und Jugendhilfe stets kopräsent sind. In konkreten sozialen Interaktionen zwischen Jugendlichen und sozialpädagogischen Fachkräften muss die Ausgestaltung der Hilfe jedoch real ausgehandelt werden. In dieser Unsicherheit bietet die Kategorie „schwierig“ bzw. das Konstrukt „Schwierigkeiten am/im Jugendlichen selbst“ nach wie vor Handlungs- und Entscheidungssicherheiten an. Gleichzeitig müssen die für sozialpädagogische Fachkräfte existierenden Schwierigkeiten im Alltagshandeln von den wissenschaftlichen Diskursen (und Termini) ernst genommen werden (vgl. Schütze 1996), u. a., damit keine zynische Distanz entsteht und andere Professionen „einfachere“ Erklärungsmuster anbieten. In Bezug auf Schwierigkeiten im Alltagshandeln der Kinder- und Jugendhilfe gilt es – ganz im Gegenteil – offen zu differenzieren, wie die Schwierigkeiten bei/für die sog. „schwierigen Jugendlichen“ verstanden werden können: bspw. als lebensgeschichtliche Erfahrungsaufschichtungen und auf dieser Basis erworbene „problematische“ Handlungsstrukturen der jungen Menschen, Ohnmacht der sozialpädagogischen Fachkräfte, Überforderung der Institutionen resp. Organisationen, „Abschieben“ von Verantwortung?

In der Fachwelt besteht teilweise eine begründete Distanz zum Begriff „schwierige Jugendliche“. Doch möglicherweise ist gerade das „Umschiffen“ der abwertend wirkenden Kategorie „schwierige Jugendliche“ mit dafür verantwortlich, dass unterschwellige Themen wie die des passiven, unpolitischen, problemverursachenden, sich verweigernden Jugendlichen kaum diskutiert, aber dennoch übernommen werden. Demzufolge könnte diese schon oft besprochene Spannung der Kinder- und Jugendhilfe zwischen verkürzten Zuschreibungen (Attributionen) und partizipativer Fallarbeit (Beteiligung) über die explizite Benennung, dass Jugendliche auffallende Schwierigkeiten haben und/oder machen, durchaus wieder aktiv eingebracht werden. Wird die Ursache von Schwierigkeiten nämlich bei den Jugendlichen gesehen, ohne dies allerdings so zu benennen, wird eine Haltung unbemerkt weiter genährt, die davon ausgeht, dass Jugendliche in der Kinder- und Jugendhilfe nicht als Subjekte mit eigener Deutungs-, Erfahrungs- und Handlungslogik betrachtet werden, sondern als (wahlweise gefährliche wegzusperrende, auszuweisende oder zu beschützende) Objekte. Das „Schwierige“ könnte im fachöffentlichen Diskurs der Kinder- und Jugendhilfe allerdings besser als Möglichkeitsraum verstanden und genutzt werden. Die Ursachen, die zur Entstehung schwieriger sozialpädagogischer Anforderungen und zu komplexen Handlungsunsicherheiten führen, lassen sich kaum situativ reduzieren. Doch könnte durch die Perspektive auf den Möglichkeitsraum in der sozialpädagogischen Arbeit mit „schwierigen Jugendlichen“ ein unabhängiger fachlicher Standpunkt vertreten und verstanden werden. Dieser würde auf verkürzte Vorstellungen vom „Schwierig-Sein“ in Entscheidungsprozessen sowie im fachlichen und gesellschaftlichen Diskurs verzichten.

 

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* Gemeint ist hier nicht der quantitative Anstieg der Ausgaben für Hilfen zur Erziehung, sondern die Intensität der Erziehungshilfen sowie der Möglichkeits- und Gestaltungsraum dieser im Kontakt mit jungen Menschen.

 

Literatur

  • Aichhorn, A. (1987): Verwahrloste Jugend. Die Psychoanalyse in der Fürsorgeerziehung. 10., unveränderte Auflage. Bern/Stuttgart/Toronto.
  • Beck, U. (1986): Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Frankfurt a. M.
  • Bernfeld, S. (1974): Antiautoritäre Erziehung und Psychoanalyse. Herausgegeben von Lutz von Werder und Reinhart Wolff. Band 1, 2 und 3. Frankfurt a. M./Berlin/Wien.
  • Biesel, K. (2011): Wenn Jugendämter scheitern: zum Umgang mit Fehlern im Kinderschutz. Bielefeld.
  • BMFSFJ – Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (Hg.) (2013):
  • 14. Kinder- und Jugendbericht. Bericht über die Lebenssituation junger Menschen und die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland. Berlin.
  • Bütow, B./Chassé, K. A./Hirt, R. (Hg.) (2008): Soziale Arbeit nach dem sozialpädagogischen Jahrhundert: Positionsbestimmungen Sozialer Arbeit im Post-Wohlfahrtsstaat. Opladen.
  • Frances, A. (2013): Normal. Gegen die Inflation psychiatrischer Diagnosen. Köln.
  • Gehltomholt, E./Hering, S. (2006): Das Verwahrloste Mädchen. Diagnostik und Fürsorge in der Jugendhilfe zwischen Kriegsende und Reform (1945–1960). Opladen.
  • Grummt, R./Schruth, P./Titus, S. (2010): Neue Fesseln der Jugendhilfe: Repressive Pädagogik: historische Bezüge, rechtliche Grenzen und aktuelle Diskurse. Baltmannsweiler.
  • Heite, C. (2008): Soziale Arbeit im Kampf um Anerkennung: professionstheoretische Perspektiven. Weinheim.
  • Heitmeyer, W./Mansel, J./Olk, T. (Hg.) (2011): Individualisierung von Jugend: zwischen kreativer Innovation, Gerechtigkeitssuche und gesellschaftlichen Reaktionen. Weinheim.
  • Helsper, W./Krüger, H.-H./Fritzsche, S./Sandring, S./Wiezorek, C./Böhm-Kasper, O./ Pfaff, N. (Hg.) (2006): Unpolitische Jugend? Eine Studie zum Verhältnis von Schule, Anerkennung und Politik. Wiesbaden.
  • Hörster, R./Müller, B. (1996): Zur Struktur sozialpädagogischer Kompetenz. Oder: Wo bleibt das Pädagogische der Sozialpädagogik? In: Combe, A./Helsper, W. (Hg.): Pädagogische Professionalität. Untersuchungen zum Typus pädagogischen Handelns. Frankfurt a. M., S. 614–648.
  • Müller, B./Schwabe, M. (2009): Pädagogik mit schwierigen Jugendlichen. Ethnografische Erkundungen zur Einführung in die Hilfen zur Erziehung. Weinheim.
  • Olk, T. (2000): Der „aktivierende Staat“. Perspektiven einer lebenslagenbezogenen Sozialpolitik für Kinder, Jugendliche, Frauen und ältere Menschen. In: Müller, S./Sünker, H./Olk, T. u. a. (Hg.): Soziale Arbeit. Gesellschaftliche Bedingungen und professionelle Perspektiven. Neuwied/Kriftel, S. 99–118.
  • Pothmann. J. (2012): Inobhutnahme – eine Hilfe mit unterschiedlichen Gesichtern. In: KomDat , 15. Jg./Heft 2, S. 10–11.
  • Rätz-Heinisch, R. (2005): Gelingende Jugendhilfe bei „aussichtslosen Fällen“! Biographische Rekonstruktionen von Lebensgeschichten junger Menschen. Würzburg.
  • Schütze, F. (1996): Organisationszwänge und hoheitsstaatliche Rahmenbedingungen im Sozialwesen: Ihre Auswirkungen auf die Paradoxien des professionellen Handelns. In: Combe, A./Helsper, W. (Hg.): Pädagogische Professionalität. Untersuchungen zum Typus pädagogischen Handelns. Frankfurt a. M., S. 183–275.
  • Schwabe, M. (2008): Zwang in der Heimerziehung? Chancen und Risiken. München. Seithe, M. (2010): Schwarzbuch soziale Arbeit. Wiesbaden.
  • Wensierski, P. (2006): Schläge im Namen des Herrn. Die verdrängte Geschichte der Heimkinder in der Bundesrepublik. München.
  • Wolff, M./Hartig, S. (2012): Gelingende Beteiligung in der Heimerziehung. Ein Werkbuch für Jugendliche und ihre BetreuerInnen. Weinheim.
  • Wolff, R. u. a. (2013): Aus Fehlern lernen – Qualitätsmanagement im Kinderschutz. Opladen/Farmington Hills.